Wie die Donau nach Wien kam

Vorgeschichte | Wassergewalten | Arbeitsbedingungen | Donaukanal | 1. Donauregulierung | Stadtentwicklung | Brücken | 2. Donauregulierung | Donauinsel | Donaubäder | Personen

Im Stadtgebiet umschließt die Donau mit dem Donaukanal (ehemaliger Wiener Arm) und dem, in ein neues Bett gedrängten, Donau-Hauptarm die Bezirke Brigittenau und Leopoldstadt. Die beiden Bezirke liegen also auf einer Donauinsel.
Heute fließt die Donau im Bereich des Wiener Beckens ruhig dahin und Überschwemmungsgefahr droht nur noch selten. Das war nicht immer so. Durch die verminderte Fließgeschwindigkeit im Wiener Becken bahnte sich das Flusswasser immer wieder neue Wege durch die Landschaft und überschwemmte damit die zunehmend dichter besiedelten Gebiete, insbesondere die baulich wachsenden Vorstädte.

Jägerzeile am 2. März 1830 von Eduard Gurk

Jahrhundertelang litten die Wiener und insbesondere die Bewohner des Gebietes der heutigen Leopoldstadt und Brigittenau unter den unberechenbaren Hochwassern und winterlichen Eisstoßbildungen der Donau. Schon im 18.Jh., vermehrt jedoch im 19. Jh., wurde über eine grundlegende Neugestaltung des Flussbettes nachgedacht. Denn eine Ausdehnung und Weiterentwicklung der Stadt, notwendig geworden durch den ständigen Zuzug von Menschen aus den Kronländern, war mit dieser ungebändigten Donau nicht möglich. Umbettung des Flusses, Dammbauten und an den Ufern breite Überschwemmungsgebiete (Inundationsgebiete) sollten für nicht überschwemmbare Siedlungsgebiete mit Wohn- und Industriegebäuden sowie neue Verkehrswege (Brücken, Bahnhöfe, Schiffsverkehr) sorgen.

Die Ausstellung wird an Hand von geographischen Karten die Veränderung des Donaulaufes im Laufe der Jahrhunderte zeigen. Besonderes Augenmerk wird auf die 1. Donauregulierung (1870-1875) gelegt, bei der ein fast 300 m breites Strombett gegraben wurde und Dammbauten errichtet wurden. Riesige, moderne Baggermaschinen, die bereits beim Bau des Suezkanals zum Einsatz gekommen waren, gruben das neue Bett der Donau. Zusätzlich kamen bis zu 1000 Arbeiter zum Einsatz, die für einen niedrigen Lohn und unter schlechten Wohnbedingungen händisch am Damm- und Strombettausbau beteiligt waren. Es entstanden fünf neue Brücken: Nordbrücke, Floridsdorfer Brücke, Nordbahnbrücke, Reichsbrücke, Stadlauer Ostbahnbrücke (heutige Namen). Leopoldstadt und Brigittenau veränderten sich nach der 1. Donauregulierung entscheidend in Bezug auf ihre topographische Lage und damit auf ihre bauliche und wirtschaftliche Nutzung. Parallel dazu stieg die Bevölkerungszahl an. Mit dem Bau des Norwestbahnhofs entstand, gemeinsam mit dem Nordbahnhof, der Eisenbahnknotenpunkt in Wien.

Trotz der umfangreichen 1. Regulierung kam es Ende des 19.Jh. und auch in den 1950er Jahren zu größeren Hochwassern mit Überschwemmungen, die vor allem die Leopoldstadt betrafen. Erneut beschloss die Stadt Wien eine Umgestaltung der Donau. So kam es zur 2. Donauregulierung (1972-1987).
Am linken Donauufer im Bereich des alten Überschwemmungsgebietes entstand ein neues, 210 m breites Entlastungsgerinne (Neue Donau). Mit dem Aushubmaterial wurde zwischen dem Hauptstrom und dem Entlastungsgerinne die Donauinsel (20 km lang, 400 m breit) aufgeschüttet. Die Neue Donau ist durch mehrere Wehranlagen geschützt und wird nur bei Hochwasser durchflossen. Die Donauinsel, die Neue Donau und die Alte Donau (stehendes Gewässer) sind heute Erholungsgebiete der Wiener Bevölkerung.

Kuratorinnen: Karin Astler, Mag.arch Georg Friedler, Dr. Manuela Koch, Dr. Luise Rauchenberger, DDr. Gertraud Rothlauf

Die Ausstellung ist vom 27. April bis Ende Juni 2021 zu den Öffnungszeiten des Museums zu besichtigen.

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