Josefine Kirbes und Josef Stiller

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Kinopioniere im Prater

Josefine Kirbes (recte Stiller) wurde 1843 geboren. Sie betrieb zusammen mit ihrem um 1870 geborenen Sohn Josef Stiller die Schaubude im Prater 77 mit unterschiedlichen, oft veränderten Attraktionen. Es gab hier u. a. ein Panorama, eine Schießstätte und 1894 die optische Täuschung Undine, die Donaunixe im k.k. Prater Nr. 77. Bereits 1896 zeigten Kirbes und Stiller so genannte „Lebende Bilder“ (Kinematographenvorführungen), die auf großes Interesse stießen. Ab 1899 konnte das Publikum im Prater 77 kurze dokumentarische Filme sehen.
In der Nacht vom 23. auf den 24. Juni 1904 brach durch einen Kurzschluss im Vorführgerät ein Feuer aus, das einen Film vernichtete. Menschen kamen dabei nicht zu Schaden. Laut Zeitungsberichten konnten die anwesenden 7 Zuschauer das Etablissement problemlos verlassen und der Brand schnell gelöscht werden. Um dem zunehmenden Interesse und dem steigenden Platzbedarf bei Filmvorführungen gerecht zu werden, ließen Kirbes und Stiller 1904/05 die Praterhütte umbauen. Es entstand das Kino Stiller, das allmählich von 412 Plätzen (1909) auf 602 Plätze (1922) erweitert wurde. Neben allgemein zugänglichen Vorstellungen gab es auch Filmprogramme „nur für Herren“.

Josefine Kirbes, die als eine der ersten Frauen die seit 1898 vorgeschriebene Kino-Operateur-Prüfung abgelegt hatte, verstarb am 25.3.1910. Josef Stiller führte den Kinobetrieb zusammen mit seiner Frau Anna weiter. Anfang der 1920er Jahre zog er sich allerdings aus ungeklärten Gründen zurück und verpachtete das Kino, das nun den Namen „Bristol“ trug, vermutlich an Emerich Kern und Stephan Perlmann. Mitte 1924 übernahm er das Kino wieder selbst, schloss es aber bereits Ende 1927 endgültig. Josef Stiller verstarb 62jährig im Dezember 1932 und wurde wie seine Mutter am Zentralfriedhof beigesetzt.