Kinos in der Monarchie

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Ankündigung eines Kinematographen im Wiener Prater (1900)

Schon früh erkannten Geschäftsleute das wirtschaftliche Potential der Kinos. Die „lebenden Bilder“ im Rahmen von Varietés oder Jahrmärkten waren ab Ende des 19. Jhdts. eine Sensation. Bis Ende des Ersten Weltkrieges entstanden aus ersten Spielstädten, vor allem im Prater, aus Zeltkinos und Panoptiken die ersten fixe Kinostätten. Denn die Filmvorführer versuchten zunehmend die bürgerlichen Kreise als Kinobesucher zu gewinnen.

Die „Lebenden Bilder“, kurze Dokumentationsfilmesequenzen wurden mit so genannten Kinematographen vorgeführt. In den Praterbuden gab es anfangs auch noch anderen Attraktionen. Zu den ersten, die dieses neue Medium in Wien aufgriffen, zählten 1896 Josefine Kirbes und ihr Sohn Josef Stiller (Prater 77), gefolgt von Auguste Schaaf 1897 (Prater 66) mit ihrem „Edison Theater“, Gustav Münstedt (1899, Prater 142), There­sia Klein (um 1900, Prater 40) und Emerich Kern (um 1903, Prater 80). Daraus entwickelten sich im Lauf der Jahre und durch mehrere bauliche Adaptionen der Schaubuden fünf Kinos, die die Namen ihrer Besitzer trugen und die das Monopol für Filmvorführungen im Prater hatten. Das erste speziell für Filmvorführungen konzipierte Gebäude ließ Gustav Münstedt errichten; es wurde 1904 eröffnet. Nach einem Umbau 1905/06 hieß das Klein-Kino Krystall-Kino. Nach 1909 wurde das Kino Schaaf nach dem Mit- und späteren Alleinbesitzer Franz Josef Bieller bzw. Kino Tegetthoff genannt.

Neben den festen Kinos gab es Wanderkinos wie das „Allhambra-Biophontheater“ des im Prater ansässigen Schaustellers Karl Juhasz, die in diversen Sälen spielten – u. a. im Hotel Stephanie in der Taborstraße. Kurzzeitige Vorführungen von “lebenden Bildern“ gab es auch in „Venedig in Wien“ (1896 und 1897), im Tiergarten am Schüttel (1896), im Urania-Gebäude der Kaiser-Jubiläumsausstellung (1898) und im 1. und 2. Kaffeehaus an der Hauptallee. (1902 bzw.1903). 1908 konnte man im Circus Busch-Gebäude einen aktuellen Dokumenta­tionsfilm über den Kaiser-Huldigungs-Festzug sehen. In der Jagdausstellung 1910 wurden kurze Filme gezeigt.

Das Marine-Kino im Ausstellungspavillon der Austro-Americana Schifffahrtslinie in der Adria-Ausstellung 1913, das 1000 Plätze hatte, war einige Monate lang in Betrieb. In den Kriegsausstellungen 1916 und 1917 wurden in einem eigenen Kinogebäude u.a. Kriegspropaganda-Filme gezeigt

Auch außerhalb des Praters entwickelte sich bald eine rege Kino-Szene.
Ennsgasse: 1909 bis 1914 Donaustädter Biograph (Nr. 23).
Malzgasse: 1909 Rembrandt Kino (Nr. 2)
Oberen Donaustraße: 1914 Stefanie-(Stephanie)Kino (Nr. 34).
Pazmanitengasse: 1911 bis 1913 Pazmaniten Kino (Nr. 20)
Praterstraße: 1905 Nestroy-Kino (Nr. 34); 1904/05 Weltbiograph (Nr. 66) (ab 1907/08 Maxim‘s Biograph)
Sinagasse: Um 1913 Kaisermühlen-Lichtspiele (Nr. 33).
Taborstraße: Um 1909 Tabor Kinematograph (Nr. 108) (ab 1914 Tabor Elite Kino); 1913 Leopoldstädter Lichtspielt­heater (Nr. 75) (ab etwa 1914 Tabor-Kinematograph); ebenfalls 1913 übersiedelte das Helios-Kino von der Taborstraße 21 in die Taborstraße 36; 1916 Zentralkino (Nr. 8/8a) (UFA-Theater, UFA Ton Kino, Taborkino).
Wohlmutgasse: 1916 Donaustadt-Kino (Nr. 15).
Unteren Augartenstraße: 1909 Augartenkino (Nr. 28)

Wegen einer Grippewelle wurden alle Kinos im Oktober 1918 für 14 Tage geschlossen.


1896
Josefine Kirbes u. Sohn
Josef Stiller, Prater
Venedig in Wien
Tiergarten am Schüttel

1897
Edison Theater Auguste Schaaf, Prater
Avenue-Theater, Venedig in Wien

1898
Urania in der Jubiläums Ausstellung

um 1900
Gustav Münstedt, Prater
Theresia Klein, Prater

Um 1903
Emerich und Josefine Kern (Kino Kern, Lichtspielpalast), Prater

1904
Kino Schaaf, (Bieller,
Tegetthoff), Prater
Kino Stiller (Bristol), Prater
Münstedt Kino Palast, Prater
Weltbiograph (Maxim‘s Bio), Praterstraße

1905
Kino Klein (Krystall-Kino), Prater
Nestroy-Kino, Nestroyhof

1907
Maxims Biograph
Venedig in Wien

1909
Helios-Kino, Taborstraße
Donaustädter Biograph, Ennsgasse
Rembrandtkino, Malzgasse

Um 1909
Augarten-Kino, Untere Augartenstraße
Tabor-Kinematograph (Tabor Elite Kino,City Ton Kino), Taborstraße

1910
Kino in Jagdausstellung

1911
Pazmanitenkino, Pazmanitengasse/Volkertplatz

1913
Leopoldstädter Licht Spieltheater (Tabor Kinematograph, Excelsior),Taborstraße
Marine-Kino, Adria-Ausstellung
Kaisermühlen-Licht­spiele, Sinagasse

1914
Stefani (Stephanie) Kino, Obere Donaustraße

1916
Zentralkino (UFA-Theater, UFA Ton Kino, Taborkino), Taborstraße
Donaustadtkino, Wohlmutstraße

1916 und 1917
Kino in der Kriegsausstellung