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ALFRED ADLER
Arzt und Psychotherapeut, Individualpsychologie
geb. 07. 02. 1870 Rudolfsheim bei Wien
gest. 28. 05. 1937 Aberdeen
VIKTOR FRANKL
Neurologe, Psychiater, Logotherapie und Existenzanalyse
geb. 26. 03. 1905 Wien
gest. 02. 09. 1997 Wien
Alfred Adler war das zweite von sieben Kindern des Getreidehändlers Leopold und der Pauline Beer. Als Kind litt er an Rachitis, einem Stimmritzenkrampf beim Weinen und hatte mit vier Jahren eine Lungenentzündung, die ihn fast das Leben kostete. Dieses Erlebnis und der Tod seines jüngeren Bruders sollen seine spätere Berufswahl bestimmt haben.
Er studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte 1895. Während des Studiums traf er die Russin Raissa Timofejewna Epstein, die in Zürich und Wien studierte. Sie heirateten 1897 in Moskau. Aus dieser Ehe stammen vier Kinder: Valentina, Alexandra, Kurt und Cornelia.Adler arbeitete zunächst als Augenarzt und eröffnete kurz darauf eine Praxis für Allgemeinmedizin im 2. Bezirk, Leopoldstadt, Praterstraße 44 – in einer Gegend, in der seine Patienten teilweise in ärmlichen Verhältnissen lebten, was ihn in seinen Ansichten über die Notwendigkeit der sozialmedizinischen Betreuung der Wiener Bevölkerung bestärkte.

Ab 1902 nahm Adler an den Diskussionsrunden der Mittwochabend-Gesellschaft von Sigmund Freud teil, entwickelte jedoch schon bald eine von der Psychoanalyse abweichende, eigenständige Lehre. Diese Gegensätze konnten immer weniger überbrückt werden, und so kam es 1911 zum Bruch mit Freud. Der Erste Weltkrieg brachte eine Unterbrechung in der Entwicklung der Individualpsychologie. Adler arbeitete 1914–1916 als Militärarzt in Krakau, Brünn und Wien.

Die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen war eine Blütezeit der Individualpsychologie. Adler wollte eine lebensnahe Psychologie schaffen, die dem Menschen ermöglicht, seine Mitmenschen aus deren jeweils individuellen Lebensgeschichte heraus zu verstehen.

Angesichts der bedrohlichen Zustände in Europa übersiedelte Adler 1934 in die USA. Er hatte schon seit 1926 eine Gastprofessur an der Columbia University und seit 1932 am Long Island College inne. Er unternahm immer noch Vortragsreisen nach Europa. Auf einer solchen Reise starb Adler in Aberdeen, Schottland, im Alter von 67 Jahren an Herzversagen.

Viktor Emil Frankl entstammte einer jüdischen Beamtenfamilie. 1923 schrieb er bei der Matura die Abhandlung über die Psychologie des philosophischen Denkens. Während des Medizinstudiums wurden Depressionen und Suizid zu seinen Schwerpunktthemen. Neben seiner medizinischen Dissertation 1930 legte er 1948/49 eine philosophische Dissertation mit dem Titel „Der unbewusste Gott“ vor.

Er hatte persönlich Kontakt zu Sigmund Freud und Alfred Adler, den Begründern der ersten und zweiten „Wiener Schule der Psychotherapie“. Während sich Adler mit der Sinnfrage zur Vorbeugung und Verhütung von Schäden, die durch Sorgen, Nöte und Beschwerden bei seelisch
gesunden Menschen entstehen können, beschäftigte, stellte Frankl die Sinnfrage ins Zentrum seiner Arbeiten zur Suizidprävention.

Nach dem „Anschluss“ wurde Frankl 1938 aufgrund seiner jüdischen Herkunft untersagt, arische Patienten zu behandeln. Frankl, seine Frau und seine Eltern wurden am 25.9.1942 ins KZ Theresienstadt deportiert. Dort starb 1943 sein Vater, seine Mutter wurde in der Gaskammer von Auschwitz ermordet, ebenso sein Bruder Walter. Seine Frau starb im KZ Bergen-Belsen. Frankl wurde am 19.10.1944 von Theresienstadt nach Auschwitz gebracht und einige Tage später in das KZ-Kommando Kaufering III und am 5.3.1945 in das Lager Türkheim transportiert. Am 27. 4.1945 wurde er in Türkheim von der US-Armee befreit.

1947 heiratete Viktor Frankl in zweiter Ehe Eleonore Katharina Schwindt, die über 50 Jahre nicht nur seine Lebensgefährtin war, sondern ihn auch wissenschaftlich unterstützte. Seine Eindrücke und Erfahrungen in den Konzentrationslagern verarbeitete er in dem Buch „… trotzdem Ja zum Leben sagen“. Schon kurz nach Ende des Krieges vertrat er die Ansicht, dass vor allem Versöhnung einen sinnvollen Ausweg aus den Katastrophen des Weltkrieges und des Holocaust weisen könne.

1955 erhielt Viktor Frankl den Professorentitel für Neurologie und Psychiatrie an der Universität Wien, Gastprofessuren führten ihn in die USA. Er galt als einer der größten Fachleute auf seinem Gebiet. Frankl verfasste 32 Bücher und erhielt weltweit 29 Ehrendoktorate.