Weltkriege

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Im Ersten Weltkrieg wurden Gaststätten im Prater als militärische Unterkünfte (Ubikationen) genutzt. Für wohltätige Zwecke (Kriegsfürsorge) wurde 1915 ein „Schützengraben“ gebaut; 1916 und 1917 gab es Kriegsausstellungen und Marineschauspiele. 1945 wurden fast alle Gebäude im Prater zerstört.

Am Eingang des Praters befindet sich die Kriegsausstellung. Das ist eine Ausstellung von allerlei unter dem Begriff Krieg zu subsumierenden Dingen. Damit doch auch das Hinterland bißchen was hat von der großen Zeit. […]
Es gibt keine Kinder mehr im Prater und keine rotbäckigen Ammen im steifen Kattunrock und kein Bier und keine Soldaten mit der Virginia hinterm Ohr. Es gibt nur noch Kracherl und Staub und Ubikationen. Und eine Kriegsausstellung.

Alfred Polgar: Der Prater (Essay, 1917)

In der Ferne brannte etwas lichterloh. „Der Prater“ sagte eine Stimme neben mir in einem Ton, wie ein Kind, dem das liebste Spielzeug zerbrochen ist. Wir bogen zum Praterstern und sahen genug. […]
Das Gefühl des Praters! – Ewige Zuflucht in die Kindheit und wir mußten so lange Männer sein! – Prater, schöner spielerischer Schein, und wir lebten so lange in der nackten Wirklichkeit. Laßt uns den Prater wieder aufbauen, diese Mischung aus Großstadtperipherie, Jahrmarktzauber, gesellschaftlichem Glanz und unberührter Natur.

Philipp Zeska: Unsterblicher Prater (Erinnerungen und Gedichte, 1947)

Wien wird immer Wien bleiben, aber der Wurstelprater wird nie wieder der Wurstelprater sein, und gewänne er selbst die Patina neuer Jahrhunderte. An dieser, einer sehr entscheidenden Stelle hat Österreich den Krieg verloren. Um den Wurstel­prater ist es ärmer geworden.

Hans Weigel: Der Wurstelprater (Essay, 1956)

Im Wurstelprater. Die Szene stellt einen Schützengraben dar, in welchem Provinzschauspieler Schießübungen vornehmen, telephonieren, schlafen, essen und Zeitung lesen. Der Schützengraben trägt Flaggenschmuck. Das tausend­köpfige Publikum steht in dichten Reihen davor, zahlreiche Funktionäre, Würdenträger und Reporter im Vordergrund.
Der Entrepreneur:- und hiermit empfehle ich den Schützengraben, welcher dem p.t. Publikum, das Leben im echten Schützengraben täuschend vor Augen führen soll, dem edlen Zwecke der  patriotischen Kriegsfürsorge und richte an Seine kaiserliche Hoheit das alleruntertänigste Ersuchen, den Schützengraben zu eröffnen.

Karl Kraus: Die letzten Tage der Menschheit. (Szene undatiert, Theaterstück 1922)