Veza Canetti

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„Es gibt einen Kummer, der nie vergeht.“
Veza Canetti, 1897-1963, wurde als Venetiana Taubner-Calderon in Wien geboren. Ihre Mutter war sephardische Jüdin, der Vater ungarisch-jüdisch. Sie machte Abitur, interessierte sich schon früh für Literatur und verehrte Karl Kraus. Zeitweise arbeitete sie als Englischlehrerin, später übersetzte sie Werke von Graham Greene. 1924 begegnete Veza Elias Canetti, den sie 1934 im Türkischen Tempel, der sephardischen Synagoge in Wien 2., Zirkusgasse, heiratete und mit dem sie im November 1938 nach London emigrierte. Erste Erzählungen von ihr erschienen 1933 unter dem Pseudonym Veza Magd in der Arbeiter- Zeitung. Für ihre Erzählung „Ein Kind rollt Gold“ erhielt sie in einem Preisausschreiben von der Redaktion dieser Zeitung den 2. Platz, der 1. Platz wurde nicht vergeben.

Hier veröffentlichte sie auch Ausschnitte aus ihrem Roman „Die Gelbe Straße“, der erst 1990, fast 30 Jahre nach ihrem Tode in Gänze erschien. Der Roman erinnert an das Leben in der Leopoldstadt, wo sie in der Ferdinandstraße 29 wohnte. Geschildert wird das Leben der kleinen Leute mit all seinen Unwägbarkeiten. Die Farbe Gelb soll an die Geschäftschilder der dort ansässigen Lederhändler erinnern. Ihr autobiographisch geprägter Roman „Die Schildkröten“ wurde 1999 veröffentlicht. Hier schildert sie die Zeit nach dem Anschluss Österreichs vor ihrer Flucht nach England. Darin heißt es: „Es gibt einen Kummer, der nie vergeht. Wer ihn hat, weiß nicht mehr aus noch ein“.

Über Jahrzehnte hinweg war Veza die literarische Ratgeberin ihres Mannes, dessen Werke sie im Exil lektorierte. Inwieweit Elias Canetti die literarische Tätigkeit seiner Frau förderte, ist umstritten. Als in den 1980er Jahren ihr Werk wiederentdeckt wurde, behauptete Elias Canetti, seine Gattin habe, durch ihn angeregt, 1931 zu schreiben begonnen. Das Verhältnis Vezas zu ihrem Mann, der erst nach ihrem Tode berühmt wurde, gilt als schwierig, vielleicht wegen seiner häufigen Beziehungen zu anderen Frauen. Zeitlebens machte ihr wohl auch eine Behinderung zu schaffen, ihr linker Unterarm mit Hand war nur unvollständig ausgebildet.

Veza Canetti wollte nach 1945 auf keinen Fall nach Wien zurück. Sie starb 1963 in London, es gibt Gerüchte, denen zufolge sie Selbstmord beging. An der Straßenecke Ferdinandstraße/ Tempelgasse wurde 2003 ein Park nach ihr benannt.