Venedig in Wien

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Am 22. Mai 1895 wurde im Englischen Garten (Kaisergarten) der Themenpark „Venedig in Wien“ eröffnet. Der Name blieb trotz mehrerer Umbauten, das letzte Thema war 1914 „Alt Wien 1814“. Der Kriegsausbruch bedeutete das Ende für diese Vergnügungsstätte.

>> Venedig in Wien <<, 1/2 12 Uhr nachts: Auftreten der Newsky Roussotine-Truppe. Einen Schritt nächst der Praterstraße und dem ans Licht gebrachten Sommerelend. Wie wenn du am Semmering erwachtest, während du in roter Ziegelstaubluft schlafen gegangen bist!. Newsky Roussotine-Truppe. Wie edle Fürstinnen tanzen sie.

Peter Altenberg: Newsky Roussotine-Truppe (Prosaskizze, 1901)

Für das große Wohltätigkeitsfest im englischen Garten des Praters, das Fürstin Metternich unter der Devise: Unter Blüten und Blättern“ arrangierte, hatte Frau von Gerstel, von den Freunden Wisenskys überredet, die Leitung einer Tingeltangelbude übernommen, obwohl sie in gar keinen Beziehungen zum Theater stand. […]
Vom Eingang, an dem Lakaien die Eintrittskarten kontrollierten, führte ein breiter Weg zur Hauptavenue, wo, von Bäumen umstellt, lose Zelte, offene Verkaufsstände, Champagnerbuden der Reihe nach Aufstellung gefunden hatten.

Carl Conte Scapinelli: Prater (Roman, 1909)

,Venedig in Wien´ war eines der pulsierenden Herzen in dieser Landschaft der Illusionen und bunten Kulissen. Die beiden Kriminalisten gingen über Brücken hinweg und tiefer in die künstliche  Lagune hinein. […] Beinahe stießen Albrecht und ein Gondoliere zusammen, und der falsche Venezianer fluchte im breiten Wienerisch hinter den beiden her. Über die Seufzer-Brücke erreichten sie schließlich den Platz, vor dem sich die Gipsfassade des Markus-Doms erstreckte.

Johannes Schönner: Traite des Blanches. Mädchen­handel (Kriminalroman, 2012, Zeit der Handlung 1908)

Uns kann die Welt von Wundern nichts erzählen,
wir müssen nicht wie Vagabunden streifen
und Wünsche lange mit Erwartung quälen.
Will Liebe, stets begierig auszuschweifen,

dazu sich den Canale Grande wählen,
da liegt er schon zu herrlichem Ergreifen!
Auch uns`ren Kellnern mag die Kunst nicht fehlen,
verzückte Schwärmer stilvoll einzuseifen.

Fiaker singen fesche Gondellieder –
es schmeckt uns eben, denn das Herz ist weit,
Schlagobers mit Chianti nicht zuwider.

Zu bald nur wird in grausiges Behagen
aus einem Winkel dieser Heiterkeit
der Schatten einer Seufzerbrücke schlagen.

Friedrich Peter Kreuzig: Venedig in Wien (Gedicht, 1.H. 20. Jh.)