Tier- und Menschenschauen

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Im Prater gab es Wandertierschauen und feste Menagerien. Im 1863 eröffneten Tiergarten am Schüttel waren außer Tieren auch „exotische“ Menschen zu sehen.

Zwei Schritte vor sich erblickten sie nämlich wie aus dem Boden gewachsen, ein Eindruck, der bei dem soeben entschwundenen Dunkel leicht erklärlich war, zwei Löwen, die, dicht nebeneinander gehend, auf sie geradezu los­kamen, und in der Todes­­-angst, die sie bei diesem Anblick befiel, sahen sie nicht, daß ein Mann hinter den Löwen einherschritt, welcher die beiden königlichen Thiere an einer Kette führte.

Carl Hoffmann: Der Praterwurstel (Roman, um 1870)

Dieses Krokodil ist noch zierlich, aber drinnen das Krokodil ist drei Meter lang und hundertzwanzig Jahre alt und höchst gefährlich! Sehen Sie sich die Affenmutter an, die ihre Jungen säugt, hier sehen Sie die reinste Affenliebe, treten Sie ein, meine Herrschaften, Eintritt fünfzig Groschen, Kinder die Hälfte!

Veza Canetti: Der Verbrecher (Erzählung, 1933)

Im Prater sind jetzt mancherlei „wilde“ Menschen und Tiere versammelt, von Unternehmern herbeigeholt für die Schaulustigen, die niemals in solche Fernen reisen könnten. Man sieht da  Samoaner, Singhalesen und Aschantis, und in den Käfigen, Zwingern, Gruben und Behältern allerlei Vieh, Gewürm und Gefieder. Was es doch gibt!

Theodor Herzl: Der Menschen­garten (Feuilleton, 1897)

Man hörte das Geräusch von eisernen Castagnetten, dumpfen Holztrommeln, Messingringen. Sie kamen zu dem Tanzplatze der Aschanti.[…]
Tioko, im Garten, bebt, legt den dünnen heliotropfarbigen Kattun über ihre wunderbaren hell­braunen Brüste, welche sonst in Freiheit und Schönheit lebten, wie Gott sie geschaffen, dem  edlen Männer-Auge ein Bild der Weltvollkommenheiten gebend, ein Ideal an Kraft und Blüte.

Peter Altenberg: Der Hofmeister. In: Ashantee. (Kurztext-Sammlung, 1897)

Meine älteste Erinnerung an den Wurstlprater ist der Tiergarten am Schüttel. Ich sehe mich winzig klein zu dem Riesenhals einer Giraffe aufschauen. Kaffern tanzten wild. Es war das letzte Jahr des Tiergartens. Heute ist mir, als ob ich bloß geträumt hätte. Vorher sollen Aschanti dagewesen sein. Ich hörte raunen, daß Landstraßerinnen Aschanti zur Welt gebracht hätten.

Adelbert Muhr: Praterbuch (Erinnerungen, 1947)

Wovon die Leut` aber nie genug kriegen können, sind diese Exoten, vor allem die Neger.
Alles rennt seit einem Jahr Neger schauen ins Aschantidorf.

Edith Kneifl: Der Tod fährt Riesenrad (Kriminalroman, 2012; Zeit der Handlung 1897)