Personen

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Mitwirkende an der Donauregulierung

Vincenzo Maria Coronelli 1650–1718
Coronelli war Ordensprovinzial der Minoriten in Venedig, Kartograf, Hersteller berühmter Erd- und Himmelsgloben und möglicherweise Erfinder des Trockendocks. Er schuf die erste Enzyklopädie in ita­lienischer Sprache, zeichnete Pläne des Veneto und des Mittelmeeres und schuf umfangreiche Geschichtswerke. Er entwickelte Pläne zur Regulierung der Etsch und zum Schutze der Lagune von Venedig. 1717 wurde er von Kaiser Karl VI. zur Regulierung der Donau nach Wien berufen.

Leander Anguissola 1653–1720
Der Wiederaufbau der Wiener Vorstädte nach der Türkenbelagerung von 1683 sowie die Errichtung eines Verteidigungswalles um die Vorstädte (1704) gaben Anlass zur Anfertigung einer genauen und den aktuellen Gegebenheiten entsprechenden Karte. Diese Aufgabe wurde zwei in Wien tätigen Italienern, Leander Anguissola und Johann Jacob Marinoni, übertragen.
Anguissola stammte aus einer ursprünglich englischen, aber in Italien angesiedelten Familie und stand in österreichischen Militärdienst. Er war ein begnadeter Kartograf und stellte Wien während der Türkenbelagerung 1683 sowie Wien und die Donau 1706 dar. Die Anguissola-Marinoni Karte ist die erste moderne, großmaßstäbige Gesamtdarstellung der Stadt Wien. Sie reicht im Norden und Nordosten weit in das Umland hinein, beinahe die Hälfte der Karte werden von der Donau und ihren Auen eingenommen.

Johann Jakob Marinoni 1676–1755
Mathematisch hochbegabt wurde er schon mit 30 Jahren Kaiserlicher Hofmathematiker und Lehrer der späteren Kaiserin Maria Theresia. Er entwarf 1704 den Wiener Linienwall und 1706 mit seinem Landsmann und Förderer Anguissola einen herausragenden Plan von Wien mit seinen Vorstädten und dem Gebiet zwischen den Basteien und dem Linienwall. Er schuf die erste Katastervermessung Europas im Staate Mailand und projektierte die erste Straße über den Semmeringpass. Aus seiner privaten Sternwarte auf seinem Wohnhaus auf der Mölkerbastei entwickelte sich die Universitätssternwarte.

Maximilian Emmanuel Fremaut 1725–1768
Fremaut entstammte einer französischen Adels­familie aus den Niederlanden. Nach dem Studium der Hydrotechnik an der Universität Leyden arbeitete er vorerst als Wasserbauingenieur in Brüssel und war danach in ganz Europa tätig. Er regulierte Flüsse und legte Sümpfe trocken.
Nachdem Fremaut bereits in den Niederlanden erste Erfolge bei der Wiederherstellung der 1752 abgesunkenen Slyckenser Seeschleuse mitgewirkt hatte, kam er 1757 nach Wien, wo er in den Dienst der Monarchie trat. Ab 1763 war er Oberbaudirektor der Wiener Baudirektion.

„Cameral-Ingenieur“ Johann Sigismund Hubert 1736–1792
Hubert wurde als Johann Sigismund Eutelhuber geboren und war Wasserbautechniker. Er kam 1769 nach Wien und führte hier kleine Wasserbauarbeiten durch. Die Schwarze Lacken Au war eine Aulandschaft, die auf Grund immer wiederkehrender Hochwasser geschützt werden sollte. Ab 1771 arbeitete Hubert an der Schwarzen Lacke und bei den Donaubrücken. Bis 1784 baute er von der Korneuburger Poststraße bis Floridsdorf einen fast 6 Meter hohen Hochwasserschutzdamm, der bereits 1787 von der Donau wieder mehrfach durchbrochen wurde. Der heutige Hubertusdamm erinnert an Ingenieur Hubert.

Joseph Schemerl von Leythenbach 1752–1844
Joseph Maria Schemerl von Leythenbach war Architekt und Wasserbautechniker. Vor 1799 kam er nach Wien, wo er 1799–1803 den Wiener Neustädter Kanal bis zur Leitha ausbaute. Für die Wiener Donauregulierung schlug er 1810 einen Durchstich vor, wie er erst 1870–1875 realisiert wurde. Die Schemerlbrücke wurde im Zuge der Wehr- und Schleusenanlage errichtet, wo der Donaukanal von der Donau abzweigt.

Florian Pasetti 1793–1875
Pasetti war Leiter des Büros der Donauregulierungskommission und blockierte mit seiner totalen Ablehnung eines Donaudurchstichs sowohl die Erste als auch die Zweiten Donauregulierungskommission. Pasetti trat für eine stadtferne Variante der Donauregulierung ein. Er verhinderte 20 Jahre lang eine Einigung zweier Kommissionen und erst nach seiner Pensionierung 1868 konnte man sich rasch auf einen Vorschlag einigen, der schließlich in der ersten Wiener Donauregulierung mündete.

Wilhelm Freiherr von Engerth 1814–1884
Er wurde 1814 in Schlesien geboren und war ein österreichischer Architekt und Maschinenbauer. Wilhelm Engerth konstruierte für die Semmeringbahn die weltweit erste taugliche Gebirgslokomotive sowie das Schwimmtor (Sperrschiff) am Beginn des Donaukanals bei Nußdorf, durch welches der Donaukanal gegen das Eindringen von Eismassen und vor Überschwemmungen geschützt wurde. Für den Bau der Wiener Welt­ausstellung 1873 fungierte er als leitender Chefingenieur.

August Zottl 1898–1984
Zottl war ein auf Hochwasserschutz spezialisierter Zivilingenieur, der die Hochwasserschutzsysteme von Innsbruck und St.Pölten geplant hatte. 1957 präsentierte er der Wiener Stadtverwaltung die zukunftsweisende Idee von Entlastungsgerinne und Donauinsel und verteidigte seine Idee vehement gegen massivsten Widerstand von Teilen der Politik und der Medien. Zottls Idee, ein großes Entlastungsgerinne anzulegen und aus dem Aushub gleich daneben eine 20 Kilometer lange Insel zu bauen, mutete in den 50er Jahren größenwahnsinnig an. Der Gemeinderat stimmte schließlich im September 1969 für den Bau der Donauinsel. August Zottl sollte sein Lebenswerk nie in fertigem Zustand zu sehen bekommen. Er starb 1984, vier Jahre vor der offiziellen Eröffnung der Insel 1988.

Europaweit anerkannte Fachleute lieferten die Pläne für die Donauregulierung 1870–1875
James Abernethy, englischer Erbauer von Hafen- und Eisenbahnanlagen | Gotthilf Heinrich Ludwig Hagen, Berliner Wasserbauexperte | Georg Sexauer, ein relativ unbekannter Baurat aus Karlsruhe | Albert Tostain, Generaldirektor der Südbahn in Wien