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JURA SOYFER
Politischer Schriftsteller
geb. 08. 12. 1912 Charkow
gest. 16. 02. 1939 Buchenwald
JOSEPH ROTH
Schriftsteller, Journalist
geb. 02. 09. 1894 Schwabendorf bei Brody, Ostgalizien,
gest. 27. 05. 1939 Paris
Jura Soyfer wurde in Charkow im Russischen Kaiserreich als Sohn des jüdischen Industriellen Wladimir Soyfer und dessen Frau Ljubow Soyfer geboren. 1920 flüchtete die Familie vor der bolschewistischen Revolution über Georgien und Konstantinopel und kam 1921 nach Baden bei Wien, von wo aus sie später nach Wien übersiedelte.

Mit 15 Jahren begann Jura Soyfer sozialistische Schriften zu studieren und wurde überzeugter Marxist. 1927 trat er dem Verband Sozialistischer Mittelschüler bei und wirkte in der Agitpropgruppe „Blaue Blusen“ mit.

1929 wurde er Mitglied des „Politischen Kabaretts“ der Sozialdemokraten. Dort sammelte er erste Erfahrungen im szenischen Schreiben. Ab Dezember 1931 erschienen wöchentlich politische Satiren von Soyfer in der Arbeiter-Zeitung und in der sozialdemokratischen Wochenschrift „Der Kuckuck“.
Nach den Februarkämpfen 1934 trat er der illegalen KPÖ bei, verfasste Flugblätter und begann die Arbeit an seinem Roman „So starb eine Partei“. Dieser Roman war eine Abrechnung mit der österreichischen Sozialdemokratie, deren Politik in die Niederlage des Februar 1934 geführt hatte.Am 13. März 1938 wurde Soyfer in Gargellen, beim Versuch mit Skiern in die rettende Schweiz zu gelangen, von österreichischen Beamten festgenommen. Zuerst kam er in den Gemeindekotter in St. Gallenkirch im Bezirk Bludenz. Am 23. Juni 1938 wurde er ins KZ Dachau transportiert, im Herbst ins KZ Buchenwald. Hier starb er am 16. Februar 1939 an Typhus. Zu diesem Zeitpunkt hatten seine in die USA emigrierten Eltern bereits ein Affidavit geschickt, und seine KZ-Entlassungspapiere waren unterzeichnet.

Im KZ Dachau schuf Soyfer zusammen mit dem Komponisten Herbert Zipper das bekannte Dachau-Lied mit dem Refrain:

„Doch wir haben die Losung von Dachau gelernt,
Und wir wurden stahlhart dabei.
Bleib ein Mensch, Kamerad,
Sei ein Mann, Kamerad,
Mach ganze Arbeit, pack an, Kamerad:
Denn Arbeit, denn Arbeit macht frei,
Denn Arbeit, denn Arbeit macht frei!“

Moses Joseph Roth stammt aus einer jüdischen Familie. Der Vater Nachum Roth, ein Getreideeinkäufer und Holzhändler, verließ seine Frau Maria Roth, geborene Grübel, während der Schwangerschaft und starb 1910 nach jahrelanger psychischer Krankheit.

In Brody besuchte Joseph Roth zunächst die jüdische Gemeindeschule und danach das deutschsprachige Gymnasium. Er übersiedelte nach dem Studienbeginn nach Wien, wo er 1914 Philosophie und Germanistik inskribierte. 1916 meldete er sich als Freiwilliger an die Front. Er wurde im Pressedienst in Galizien und in Wien eingesetzt.

Nach dem Kriegsende und dem Zusammenbruch der Monarchie erlernte Joseph Roth das journalistische Handwerk in der Redaktion der neu gegründeten Wiener Tageszeitung „Der neue Tag“. Als die Zeitung eingestellt wurde, übersiedelte Roth nach Berlin, wo er für die „Neue Berliner Zeitung“ und den „Berliner Börsen-Courier“ tätig war. Ab 1922 arbeitete er beim Zentralorgan der Vereinigten Sozialdemokratischen Partei Deutschlands „Vorwärts“, in dem er die Beiträge mit „Der rote Joseph“ zeichnete.

Trotz hoher Honorare plagten Roth Geldsorgen, die aus seiner Alkoholsucht, seiner Freigiebigkeit und den hohen Kosten für die Behandlung seiner an einer schweren psychischen Krankheit leidenden Frau Friederike resultierten.

Er schrieb satirische Gedichte und Feuilletons, Zeitungsromane und Reportagen über Reisen nach Russland, Polen, Albanien und Italien. Seine Feuilletons machten Roth zu einem der angesehensten Journalisten im Deutschland der 1920er Jahre.

Die Wandlung vom gesellschaftspolitisch engagierten Reportagenschreiber zum Romancier vollzog Roth mit seinem literarischen Werk: “Hiob“. 1932 schließlich erschien „Radetzkymarsch“, das Werk, das ihn weithin berühmt machte und an das der Roman „Die Kapuzinergruft“ (1938) anschloss.
Unmittelbar nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland verließ Roth Berlin und entschied sich für ein Emigrantenleben, mit ständig wechselnden Aufenthaltsorten. Er starb in einem Armenspital in Paris.