Herminengasse 1938 bis 1945

Familie Grünebaum–Fürth

Die Verfolgung der jüdischen Bewohner der Herminengasse zwischen 1938 und 1945

Begleitend zum Kunstprojekt „Herminengasse“ in der U-Bahn Station Schottenring, beauftragten die WIENER LINIEN in Zusammenarbeit mit KÖR – KUNST IM ÖFFENT­LICHEN RAUM eine Suche nach den Bewohnerinnen und Bewohnern der Herminengasse, die während des NS-­Regimes als Juden verfolgt worden sind.

Bald zeigte sich, dass es in der Herminengasse mit ihren einundzwanzig nicht besonders großen Mietshäusern viele hunderte Opfer gab. Auch hier hatten sich zwei soge­nannte Sammellager sowie unzählige Sammelwohnungen, alles Einrichtungen zur Vorbereitung der massenweisen Deportationen, befunden. Gemeinsam mit einem Team von sieben Studenten konnten in den Beständen des Wiener Stadt- und Landesarchivs, des Dokumen­tationsarchivs des österreichischen Widerstandes, des Archivs der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, des Österreichischen Staatsarchivs und der historischen Grundbücher konnten die Namen von über 1400 Opfern gefunden werden, sowie Hinweise auf hunderte weitere Menschen.

Sämtliche Verfolgungsmaßnahmen, die aus Österreich in Zusammenhang mit der Shoah bekannt sind, haben auch in dieser kleinen Gasse ihre Spuren hinterlassen. Die meisten der dort Verfolgten waren Handwerker und Angestellte und hatten keine Möglichkeiten, sich noch in Sicherheit zu bringen. Und doch haben einige wie durch ein Wunder überlebt. Ihnen allen ist diese Arbeit gewidmet.

Eine Opferbilanz
Von den 21 Häusern, die die Herminengasse umfasste, standen zu Beginn der NS-Herrschaft elf in jüdischem Besitz. Neun davon wurden enteignet. In zwei Häusern wurden Sammellager eingerichtet, in weiteren acht Häusern befanden sich Sammelwohnungen. Insgesamt konnten bislang mehr als 1.400 verfolgte Personen gefunden werden. Sammellager und Sammelwohnungen dienten zur Vorbereitung der Deportationen.

Sammellager Haus Nummer 6 140 Menschen deportiert und 150 Menschen verfolgt
Sammelwohnungen Haus Nummer 8 14 Menschen deportiert und 61 Menschen verfolgt
Sammellager Haus Nummer 10 113 Menschen deportiert und 77 Menschen verfolgt
Sammelwohnungen Haus Nummer 12 29 Menschen deportiert und 35 Menschen verfolgt
Sammelwohnungen Haus Nummer 14 48 Menschen deportiert und 38 Menschen verfolgt
Sammelwohnungen Haus Nummer 15 35 Menschen deportiert und 36 Menschen verfolgt
Sammelwohnungen Haus Nummer 16 34 Menschen deportiert und 18 Menschen verfolgt
Sammelwohnungen Haus Nummer 17 34 Menschen deportiert und 22 Menschen verfolgt
Sammelwohnungen Haus Nummer 18 48 Menschen deportiert und 35 Menschen verfolgt
Sammelwohnungen Haus Nummer 21 46 Menschen deportiert und 22 Menschen verfolgt

Aus Wohnungen in oben nicht aufgezählten Häusern mit nichtjüdischen Eigentümern – Nummer 1, 2, 3, 4, 7, 9, 11, 19 – wurden insgesamt 216 Menschen verfolgt.
Aus Wohnungen in oben nicht aufgezählten Häusern mit jüdischen Eigentümern – Nummer 5, 13, 23 – wurden insgesamt 59 Menschen verfolgt.