Gaststätten

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Wenige Tage nach der Öffnung des Praters erteilte Kaiser Joseph II. die Genehmigung, dort Getränke auszuschenken und Volksbelustigungen wie Schaukeln einzurichten. Auch Musik und Tanz war bald üblich.

Hier werden e.g. beim guten Hirten die Schaaf­guten Gäste geschorren, dort beim wilden Manne die schönen Weiber geschnüret, hier wird bei dem Einsiedler so manche Gesellschaft angesiedelt, die, wie ihre Schildespatronen, waker schwelgt, dort unterhalten sich die Milch­schwestern bei dem reimreichen Schilde „Hier bei dem Butterfaß „Kriegt man gute Milch und Obaß
mit einem Weinbruder vortreflich, ja es giebt sogar ein Biergelage, daß man bei der Wildsau heißt…Daß ich da, Gott bewahre mich! weder Wirthin noch Kellerinn seyn möchte!

Perinet, Joachim: Siebzehnte Annehmlichkeit. Der Prater. In: Annehmlichkeiten in Wien. Von einem Satyr. 29 Annehmlichkeiten (Essays, 1788)

An hundert Tischen wird Kaffee genossen,
Sorbett und Chokolade und The-
Hier rastet man, und macht da seine Glossen
In einer großen Assemblee.
[…]
Drey Kaffeehäuser nehmen, nett geschmückt,
Wetteifernd stets im regsten Lauf,
Hier alles, was gern ruht und sich erquicket,
In ihren grünen Schatten auf.

Carl Meisl: Wien mit seinen Vorstädten humoristisch geschildert (1820)

SOLDAT Da ist er ja schon:::
STUBENMÄDCHEN Wer denn?
SOLDAT Der Swoboda! Wie schnell wir wieder da sein. Noch immer spielen`s das …tadarada tadarada… singt mit… Also, wanst auf mich warten willst, so führ ich dich z`haus…wenn nicht…Servus-

STUBENMÄDCHEN Ja, ich werd warten
SOLDAT Wissen`s, Fräul`n Marie, ein Glas Bier lassens Ihnen geben. Zu einer Blonden sich wendend, die eben mit einem Burschen vorbeitanzt, sehr hochdeutsch Mein Fräulein, darf ich bitten? _

Arthur Schnitzer: Reigen (Theaterstück, 1900)

Nun aber wieder zurück zur Hauptallee, denn da waren auch noch andere beliebte Restaurants wie das altbekannte „Butterfaß“ oder „Die Schöne Wienerin“, dahinter etwas versteckt „Der  Schwarze Bär“ , bei ärmeren Praterbesuchern deshalb beliebt, weil man dort zu einem Glas Bier (jenes billige „Abzugbier“, auch „Fensterschwitz“ genannt) mitgebrachte Speisen verzehren durfte und dazu höchstens noch einen weißen Radi vom Lokal bezog.
Gegenstück zu diesem volkstümlich billigen Pratergasthaus war der hinter dem Dritten Kaffeehaus gelegene „Sachergarten“, wo die „Creme“ der Gesellschaft verkehrte, es Champagner-Soupers gab, entzückende Wiener Mädel von aristokratischen Jünglingen, zumindest Offizieren, fetiert wurden […]

Peter Herz: Gestern war ein schöner Tag. (Erinnerungen, 1985)

Allein abwärts von Nro 3 ist ein niedliches Gärtchen: z u m Eisvogel, wo echtes Regensburger Bier ausgeschenkt werden soll.

Gaheis, Franz Anton de Paula: Spazierfahrt in den Prater. In: Wanderungen und Spazierfahrten in die Gegenden um Wien (Essays, 1809)

Beim Swoboda, beim Swoboda
Da kannst jetzt Shimmy tanzen sehn
Zum Swoboda, zum Swoboda
Die schönsten Wiener Madeln gehn.
Wo einst man sich in Polka g´schupft
Da wird jetzt Modetanz gehupft.
Denn Sonntag kommen alle ja
Zum Shimmy, zum Shimmy
Bei pane Swoboda.

Peter Herz und Zdenko Schick: Pratermärchen. (Operettenlibretto, undatiert)

Mir gengan zum Englischen Reiter,
der Marokkaner is Zweiter,
man wü‘ doch zum Tanz aa a bisserl an Pflanz,
und die Jazz durt is tulli, die kanns.

Josef Weinheber: Wurstelprater (Gedicht, 1935)

MAR[IA]. Eine Limonadehütte im Prater – ha! nicht übel! da ließ sich dabey etwas verdienen.
KASP[AR]. Ja wegen dem verdienen wär alles gut und recht. Das hab ich alles schon ausgerechnet, allein die Erlaubniß zu erhalten, da liegt der Hund begraben.
[…]
MAR[IA]. Ey gnädiger Herr! ich denke wohl, das verstünden Sie von selbst…Ich suche nur die Erlaubniß die Spazierenden unter niedlichen Zelten mit guter Limonade, Gefrorenem, Wein, Bier ec. ec. bedienen, und durch wohlbesetzte Musik im Prater unterhalten zu därfen. […]
KASPAR. Fikerment – da gehts zu! – schau nur wenn wir’s so fort treiben – so können wir in 6 Wochen ein Haus kaufen.
MARIA. Ja du Narr, das ist nur heute so – weil’s was Neues ist –
KASPAR. Thut nichts, wenn’s die anderen Täge nur die Hälfte so ist – so gewinnen wir ja doch zweymahl alterum tantum. Ein Becher Gefrornes um 8 Groschen – kost uns kaum 4 Kr. Ein Glas  Limonade um einen Siebenzehner, Limonien 8 Kr. wir wischen ihnen ja gottlos die Augen aus, und doch sind’s froh wenn’s nur genug kriegen. –

Ferdinand Eberl: Die Limonadehütte (Posse, 1793)

Das „Schweizerhaus“ war ein Familienlokal, in dem jene verkehrten, die eben ihre Kinder in den Wurstelprater ausgeführt hatten. Nach einigen Ohrfeigen für den Calafati, ein paar Lachern im Spiegelkabinett und ein wenig Gruseln in der Geisterbahn war allemal eine Erfrischung angesagt. Sonst allerdings saßen im „Schweizerhaus“ nur alte, einsame Herren- wie er einer war. Wenn sich wirkliche eine junge Dame in das Lokal verirrte, dann handelte es sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht um eine junge Dame, was der gestrenge Herr Kolarik als Chef des Lokals auch promptest ahndete, sobald er dieses Umstands gewahr wurde.

Andreas Pittler: Tacheles (Kriminalroman, 2008; Zeit der Handlung 1934)

Ein Theil von Prater. Eine Wirthshütte steht in der Mitte mit einem Schild. Man hört von allen Seiten musiziren, zum Beyspiel ”Türkische Musik, Trommeln, und Pfeiffen, wie ein Ringelspiel,
Harmonie, Harfen, Kegelscheiben, bisweilen hört man auch einen Buben ruffen: ”Alle Neune! oder wieder ”Einen Pudel!

Emanuel Schikaneder: Der Tyroler Wastl (Posse, 1796)