Familie Grünebaum–Fürth

Die Verfolgung der Familie Grünebaum-Fürth
Herminengasse 16, dritter Stock, Tür 7

Margarete Fürth (geb. Grünebaum, geb. 11.04.1876) ihre Tochter Wilhelmine (geb. 31.05.1904) und ihr Bruder, der Oberstaatsbibliothekar und Regierungsrat Dr. Moriz Grünebaum (geb. 06.03.1873) wurden delogiert und zusammen in eine sogenannte Sammelwohnung in der Herminen­gasse 16 zwangsumgesiedelt.

Professor Dr. Otto Fürth

Die Familie Fürth besaß eine Villa im Cottageviertel, in der Hasen­auerstraße 42. Dr. Otto Fürth (18.11.1867–7.6.1938) war ein berühmter Professor für medizinische Chemie an der Universität Wien. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme in Österreich im März 1938 wurde er von der Universität gekündigt. Daraufhin erlitt er einen „Herzanfall“, an dem er verstarb. Sein erstgeborener Sohn Josef (1901–1939) wurde im Konzentrationslager Dachau interniert. Er verstarb kurz nach seiner Entlassung 1939. Professor Fürths Ehefrau Margarethe und die jüngere Tochter des Hauses Wilhelmine blieben alleine und schutzlos zurück. Aus ihrem Haus wurden sie hinausgeworfen.

Margarethes Bruder Dr. Moriz Grünebaum wohnte mit seiner Ehefrau Laura (15.8.1869–1940) in einer Wohnung in der Liechtensteinstraße 45a. Von dort wurde er vertrieben. Seine Ehefrau starb 1940 in Wien unter ungeklärten Umständen. Damit hatten die beiden Geschwister Grünebaum in einer Zeitspanne von weniger als zwei Jahren alle ihre unmittelbarsten Familienmitglieder verloren. Die drei Überlebenden wurden in eine sogenannte Sammelwohnung, in die Herminengasse 16, Tür Nummer 7 zwangsumgesiedelt. Solche Unterbringungen dienten der Vorbereitung zur Deportation. Vermutlich wussten die Internierten, dass ihnen das bevorstand.

In der Sammelwohnung der Herminengasse 16 mussten alle drei bis zu ihrer Deportation bleiben: Margarete und Wilhemine wurden am 9.6.1942 ins Vernichtungs­lager  Maly Trostinec im heutigen Weißrussland abtransportiert, Moriz am 27.8.1942 nach Theresienstadt (tschech. Terezín, Tschechische Republik), wo er am Silvestertag desselben Jahres verstarb. Bei Mutter und Tochter wurde nach Kriegsende festgestellt, dass sie das Datum der Deportation nicht überlebt hatten. Ein weiterer Bruder, Dr. Egon Grünebaum (geb. 22.9.1877), Ministerialrat und Bundesbahndirektor-Stellver­treter, überlebte mit seiner Frau und seinem Sohn Rudolf in Wien.

In derselben Wohnung Herminengasse 16 Tür 7 wurden zu den Grünebaum-Fürths noch zwei Frauen zwangseinquartiert, deren Deportation wenige Wochen früher stattfand: Die Köchin Isabella Kraut (geb. am 24.6.1893) sowie eine weitere Frau, Marie Kraut (geb.am 17.4.1894) wurden am 12. Mai 1942 nach Izbica abtransportiert. Das Haus Herminengasse 16 hatte sich im Eigentum des Vereins jüdisches Realgymnasium befunden, wurde 1938 enteignet und nach dem Krieg an die IKG Wien restituiert.