Berta Zuckerkandl

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„Ich erlebte 50 Jahre Weltgeschichte“
Berta Szeps, 1864-1945, wurde in Wien als Tochter des Journalisten und Herausgeber des liberalen Neuen Wiener Tagblatt Moritz Szeps geboren. Die Familie wohnte in den 1860er Jahren in der Leopoldstadt 396 (Heinestraße 40). Berta wurde von Hauslehrern unterrichtet, interessierte sich schon früh für den Journalismus und war zeitweise Sekretärin ihres Vaters. Bald schrieb sie auch selbst für Zeitungen, u. a. für die Wiener Allgemeine Zeitung. Sie verfasste Kunstkritiken und andere Artikel über kulturelle Themen. Berta Szeps heiratete 1886 den Anatomen Emil Zuckerkandl (1849–1910) und ging mit ihm nach Graz. Aus dieser Ehe stammte der Sohn Fritz, der 1935 nach Frankreich auswanderte.

Berta kehrte nach Wien zurück, als ihr Mann einen Ruf als Professor für Anatomie an die Universität Wien erhielt. Die Familie wohnte zunächst in der Nußwaldgasse 22 in Döbling und später im Palais Lieben-Auspitz im 1. Bezirk über dem Cafe Landtmann. In ihren Wohnungen etablierte sie jeweils einen literarisch- kulturellen Salon, in dem bedeutende Persönlichkeiten aus dem Wiener Kulturbereich verkehrten. Darunter waren u. a. Arthur Schnitzler, Stefan Zweig, Franz Werfel, Felix Salten, Alma Schindler und Gustav Mahler, Max Reinhardt, Gustav Klimt und viele weitere Künstler der Sezession und der Wiener Werkstätten. Inspiriert von den Gesprächen in ihrem Salon schrieb sie täglich eine Kunstkolumne in der Wiener Allgemeinen Zeitung.

Berta Zuckerkandl war auch an der Gründung der Salzburger Festspiele beteiligt. Die erste öffentliche Lesung des Jedermann von Hugo von Hofmannsthal – bis heute ein Standardstück der Festspiele – fand in ihrem Salon statt. Berta Zuckerkandl war eine Patriotin und setzte sich nach dem 1.Weltkrieg gegenüber den Siegermächten sehr für österreichische Belange ein. Hilfreich waren dabei ihre Beziehungen zu Frankreich, denn ihre Schwester Sophie war mit Paul Clemenceau, dem Bruder des französischen Ministerpräsidenten verheiratet.

1938 musste sie als Jüdin emigrieren, ging zunächst nach Paris und flüchtete 1940 weiter nach Algerien. Nach der Eroberung Algeriens durch die Alliierten arbeitete sie für einen alliierten Radiosender und forderte auf diesem Wege zum Widerstand gegen die Nationalsozialisten auf. Schwer krank kehrte sie nach Kriegsende nach Paris zurück, wo sie 1945 starb. Ihr Grab findet sich auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise.