2. Donauregulierung

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Bau der Donauinsel, Bereich Reichsbrücke, 1981

Durch die Donauregulierung von 1870 bis 1875 war die Hochwassergefahr nicht wirklich gebannt. Schon bald erwies sich, dass die Durchflussmengen bei Hochwasser falsch eingeschätzt worden waren. Doch die zuständigen Stellen hielten die vernichtenden Berichte zurück, sodass erst 1910 eine Diskussion über Verbesserungen zustande kam.

Vorschläge von der Verlegung des Stromes in die Alte Donau, die Stadt großzügig zu umrunden, einen Marchfeldkanal mit Anschluss an den Donau-Oderkanal zu bauen oder das Überschwemmungsgebiet abzugraben und die Alte Donau zuzuschütten wurden erwogen und berechnet, bis der Erste Weltkrieg alle Diskussionen beendete.

1918 machte Stadtbaudirektor Heinrich Goldemund den Vorschlag, ein Entlastungsgerinne im Überschwemmungsgebiet zu bauen – die Idee der Neuen Donau war geboren. Allerdings wollte man auch eine Staustufe zur Stromgewinnung einbauen, was zu heftigen Diskussionen mit der Schifffahrt führte.

Schifffahrt und Stromerzeugung war nur in getrennten Kanälen möglich, ein Großkraftwerk, das den ganzen Strom aufstaute, hielt man für undurchführbar. Aber die angespannte wirtschaftliche Lage der Zwischenkriegszeit machte sowieso jede Ausführung unmöglich.

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren Großkraftwerke mit Aufstauung des gesamten Stromes und gleichzeitig Schleusenanlagen für die Schifffahrt möglich geworden. Die Energiewirtschaft lieferte einige Vorschläge zu Hochwasserschutz und Energiegewinnung bei ungehindertem Schiffsverkehr.

Als die Überschwemmung von 1954 fast die Höhe des allerschrecklichsten Hochwassers von 1521 erreichte, setzte die gründliche Planung für ein neuerliches Hochwasserschutzprojekt ein.

1957 schlug August Zottel die Schaffung eines Parallelgerinnes im Überschwemmungsgebiet vor und bis 1968 wurde ein generelles wasserbauliches Projekt mit Schaffung der Donauinsel ausgearbeitet.

1969 erfolgte der Grundsatzbeschluss des Gemeinderates. 1972–1988 grub man innerhalb des Überschwemmungsgebietes ein 201 m breites, 21 km langes Entlastungs­gerinne, das durch eine Wehranlage geschützt und nur bei Hochwasser durchflossen wird.

Mit Gemeinderatsbeschluss wurde 1984 der offizielle Name „Neue Donau“ festgelegt, weil „Entlastungsgerinne“ nicht zur Popularität des Projekts beitrug. 30 Mill. m³ Material wurden bewegt und mit dem Aushubmaterial zwischen dieser „Neuen Donau“ und dem Strom die Donauinsel (21 km lang und 200 m breit) aufgeschüttet. Zusammen mit dem rechten Donaudamm betrugen die Gesamtkosten 7 Milliarden Schilling!

Die Neue Donau ist ein stehendes Gewässer, das nur bei Hochwasser durch Öffnen des Wehrs an dessen Beginn zur Entlastung der Donau durchflossen wird. Üblicherweise wird danach ein Badeverbot ausgesprochen, bis die Wasserqualität wieder zum Baden geeignet ist.

Das Niveau der Neuen Donau ist tiefer als das der Donau. Folglich wird sie laufend vom Hauptstrom mit Wasser versorgt, das auf seinem Weg durch die Donauinsel gefiltert und gereinigt wird.

Diesen Höhenunterschied von etwa 3.5 Metern nutzt man im Bereich von Wehr 1 für ein Kleinkraftwerk, das 130 Haushalte mit Strom versorgt.

Ein effektiver Hochwasserschutz war geschaffen und gleichzeitig mit der Donauinsel ein Freizeitparadies für die Wiener.